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Tier auf dem Teller: Wie viel Fleisch soll’s denn sein?



Das große Bild. Ursprünglich war die Nutztierhaltung Bestandteil der Kreislaufwirtschaft: So machten zum Beispiel Rinder durch ihre Verdauungssysteme die im Gras der Almwiesen und Weiden gespeicherten Proteine für den Menschen verfügbar - und halfen den Menschen damit Räume zu erschließen, die ihnen sonst nicht zur Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung gestanden haben. Das hat durchaus positive Effekte für die Umwelt: Die so entstandene Kulturlandschaft – etwa im Alpenraum – weist eine hohe Artenvielfalt auf.

Problematische Entwicklung. Doch dieses Bild hat sich zusehends gewandelt. Die Tiere stehen heute deutlich seltener auf der Weide und werden zudem mit Kraftfutter gefüttert. Das dafür notwendige Getreide und das Soja werden auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut, die allerdings auch für die direkte Nahrungsmittelproduktion genutzt werden könnten. Diese Vorgangsweise fördert problematische Entwicklungen, wie die Abholzung der Regenwälder und die Entstehung von Monokulturen. Nicht zuletzt hat diese Art der Nutztierhaltung auch negative Auswirkungen auf die Fleischqualität.

Durch das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum steigt auch die globale Nachfrage nach Fleisch kontinuierlich an. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich der weltweite Verzehr von Fleisch mehr als verdoppelt. Dabei ist eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten: Während der Fleischverbrauch in Schwellenländern zunimmt, stagniert er in den Industrieländern oder ist sogar leicht rückläufig.

Und die Gesundheit? Nicht nur ökologische und soziale, sondern auch gesundheitliche Probleme gehen zunehmend auf das Konto des zu hohen Fleischkonsums: Fettleibigkeit, steigendes Herzinfarktrisiko und Diabetes werden vermehrt damit in Verbindung gebracht. Auch in Österreich wird etwa dreimal mehr Fleisch gegessen als von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung als Obergrenze für einen gesunden Fleischkonsum empfohlen wird. Damit liegen wir im europäischen Spitzenfeld.

Wurst ist nicht wurscht. Salami, Schinken, Debreziner, Selchfleisch und anderes verarbeitetes Fleisch stuft die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) als krebserregend ein. Regelmäßiger Konsum soll mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs einhergehen. Zudem wird rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ eingeschätzt. Ob man erkrankt, hängt wie bei vielen Ernährungsempfehlungen davon ab, wie viel Wurst und Fleisch wir essen. Und vor allem auch davon, was wir sonst noch essen und wie aktiv wir unseren Lebensstil gestalten.


Unsere Tipps:
 

  • Nehmen Sie sich die Zeit herauszufinden, woher Ihr Fleisch stammt. Konsumieren Sie weniger, dafür qualitativ hochwertigeres Fleisch.
  • Bevorzugen Sie Produktionsweisen, bei denen weniger Kraftfutter eingesetzt wird; bei denen der Futtermittelanbau ohne umweltschädliche Pestizide und energieintensive Kunstdünger auskommt und die Tiere viel auf der Weide stehen.
  • Achten Sie auf Produktionsweisen, bei denen die Tiere ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen können, ihnen mehr Platz zur Verfügung steht und der Antibiotika-Einsatz geringgehalten wird.
  • Auch beim Fleisch gilt: saisonal und regional ist von Vorteil. Wählen Sie Fleisch vom Bauern Ihres Vertrauens, der vielleicht sogar am eigenen Hof schlachtet.

Viele dieser Voraussetzungen löst die biologische Landwirtschaft ein. Das spiegelt sich allerdings im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft in höheren Preisen wider. Eines ist sicher: Ihr Körper und die Umwelt werden es Ihnen danken.  

Ohne Fleisch geht’s auch. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, sich gänzlich fleischlos zu ernähren. Etwa 6 bis 10 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher bezeichnen sich als vegetarisch oder vegan. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele geben an, aus ethischen oder moralischen Bedenken auf eine tierische Ernährung zu verzichten. Auch Gesundheitsaspekte nehmen einen wichtigen Platz ein.

Sonntagsbraten. Wenn Sie auch weiterhin Fleisch genießen möchten, so bauen Sie es als Zugabe in Ihren Speiseplan ein – und nicht als Hauptbestandteil. Oder Sie machen es wie früher: Das Fleisch gibt’s am Sonntag! 

Was auch immer der passende Zugang für Sie ist: Gönnen Sie sich Abwechslung im Speiseplan. Das kann auch durch Reduktion des Fleischkonsums gelingen, der dem Verzehr anderer Lebensmittel mehr Raum lässt. Vor allem aber: Lassen Sie es sich schmecken!

Dies wird der letzte Ernährungsnewsletter sein, der in dieser Form erscheint! Die zahlreichen Artikel der letzten Jahre werden auf unserer Website für Sie weiter in Form eines Nachschlagewerks zur Verfügung stehen und auch von Zeit zu Zeit upgedatet werden!

Bleiben Sie genießend!